Takis Würger: Die Magie von Geschichten

Shownotes

In Verenas erster Solo-Folge spricht sie mit Bestsellerautor Takis Würger über seinen Roman „Für Polina“, den Zauber guter Geschichten, die besten Romane aller Zeiten und warum Erfolg und Zweifel so nah beieinander liegen.

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Transkript anzeigen

00:00:04: Ja, jetzt geht es los mit meiner Solo-Folge von Fast and Curious.

00:00:09: Und ich spreche hier über Themen, die mich gerade beschäftigen, ob Gesellschaft, Politik, Autoren, Bücher oder der ganz normale Wahnsinn zwischen Job und Leben.

00:00:20: Und wie ihr wisst, hatte ich diesen Sommer ja eine Auszeit in Portugal und war viel draußen, bin gewandert, hab die Natur genossen und gemerkt, wie gut mir das tut.

00:00:29: Und deshalb freue ich mich riesig, dass bergfreunde Partner meiner Solo-Folgen ist.

00:00:34: Als Europas größter Outdoor-Online-Shop haben sie wirklich alles, was man fürs Draußen sein braucht, vom Wanderrucksack bis zur Kletterausrüstung.

00:00:42: Und wenn man mal nicht weiter weiß, beraten einen die Gearheads, echte Experten und Expertinnen am Telefon.

00:00:49: Und schnell geliefert wird das Ganze auch noch, kann ich bestätigen, europaweit.

00:00:53: Also, wenn ihr euch auch nach Naturbewegung und frischer Luft seht, schaut auf bergfreunde.de vorbei und spart mit dem Code FAST AND CURIOUS SEHN, alles großgeschrieben und SEHN als Zahl, Zehn Prozent auf eure Bestellung und jetzt rein in die Folge.

00:01:18: Ja, heute habe ich jemanden zu Gast, der Geschichten so erzählen kann, dass man sofort alles andere vergisst.

00:01:25: Takis Würger.

00:01:27: Viele kennen ihn noch als Reporter für den Spiegel, die Zeit, das Asset-Magazin.

00:01:32: Für seine Recherchen ist er um die halbe Welt gereist und hat sich einen Blick für Menschen und Details angeeignet, den man in jedem seiner Texte spürt.

00:01:40: Jetzt schreibt der Romane und hat mit seinem Buch für Polina aus meiner Sicht das Buch des Jahres geschrieben.

00:01:47: Und es war nicht nur Pick of the Month in Verenas Book Club im Februar, sondern einfach ein Roman, der so viele Menschen bewegt hat, wo ich so viel Feedback drauf gekriegt habe.

00:01:58: Und deswegen bist du, Takis, meine allererste Wahl für meine allererste Solo-Folge gewesen.

00:02:03: Herzlich willkommen, wie schön, dass du da bist.

00:02:07: Ja, es ist wirklich ganz besonders schön.

00:02:09: Wir hatten ja die Freude schon mal im Book Club.

00:02:12: Und jetzt hier, also wie fühlt es sich an?

00:02:16: jetzt so ein halbes Jahr später, nachdem das Buch rausgekommen ist, hast du schon verarbeitet, was du da für ein Bestseller geschrieben hast?

00:02:27: Nicht wirklich.

00:02:28: Also es fühlt sich nicht wirklich anders an als vorher.

00:02:33: Ich bin erleichtert.

00:02:34: Ich glaube, das ist der größte Unterschied.

00:02:37: Aber ich krieg das ja gar nicht so richtig mit, dass die Leute lesen, außer wenn ich auf Lesereise bin.

00:02:42: Also, wenn ich irgendwie heute Morgen in Jogginghose, in Kreuzberg, mir eine Nashibirne kaufen gehe, dann spricht mich ja niemand an und sagt, bis zur Tageswürger.

00:02:52: Gott sei Dank.

00:02:53: Und

00:02:54: dementsprechend die Lesereise ist sehr, sehr schön.

00:02:58: Also, ich bin das gewohnt gewesen, immer zu hoffen, dass so zwanzig Leute kommen und diese Lesereise ist besser besucht.

00:03:05: Und das große Glück und es ist auch einfach ein tolles Gefühl, dass jetzt nach dreißig Wochen der Roman immer noch auf der Bestsellerliste ist.

00:03:14: Das ist schon was, wo ich stolz drauf bin.

00:03:17: Aber mein Alltag ist ziemlich voll immer noch mit Lesungen und so Geschichten ums Buch.

00:03:22: Und ansonsten sind die Gedanken an den nächsten Roman und diese Sorge, dass einem nichts einfällt und dass man es vielleicht nicht so richtig aus Papier bekommt.

00:03:31: Genauso groß wie vor für Polina.

00:03:34: Ja, das glaube ich sofort.

00:03:36: Vielleicht einmal zum Anfang für die, die es noch nicht gelesen haben, ohne es zu spoilern.

00:03:41: Vielleicht kannst du einmal so ganz kurz sagen, worum geht es und was ist das Besondere an dem Buch?

00:03:47: Für Paulina erzählt die Geschichte eines hochbegabten Musikers, eines Pianisten und Komponisten Hannes Prager, der nach einem Schicksalsschlag aufhört, Musik zu machen und der dann irgendwann begreift, dass er die Liebe seines Lebens nur wieder finden kann, wenn er wieder anfängt Klavier zu spielen.

00:04:08: Das ist der Inhalt.

00:04:09: Ich finde das gar nicht so besonders.

00:04:11: Also eine Sache, die total seltsam in dem Jahr ist, ist, dass dieses Buch als besonders bezeichnet wird, ständig.

00:04:17: Und das ist natürlich super und macht mich glücklich.

00:04:20: Und gleichzeitig habe ich ständig das Gefühl, es gibt viel besondere Bücher als für Polina.

00:04:28: Ich kann nur sagen, was ich so höre von Menschen, die es lesen.

00:04:31: Und ich glaube, Ich erzähle so eine Idee von Freundschaft und Kameradschaft und Liebe, also von Nähe von Menschen, nach der viele Menschen sich, glaube ich, sehen und die sie sich für sich selber wünschen.

00:04:43: Und man kann sich in Momenten des Romans da so reinfallen lassen und einfach mit am Tisch setzen, wenn diese Menschen aufeinander aufpassen und versuchen, glücklich zu sein.

00:04:53: Ja, total.

00:04:54: Und ich mochte so den Takt, in dem du das Buch geschrieben hast.

00:04:58: Also, das hat so einen ganz besonderen Rhythmus, der sofort auf Seite eins losgeht und der an so rein zieht.

00:05:05: Also, große Leseempfehlung.

00:05:08: Jetzt sagst du grad zurecht, nach Polina ist der Druck, das nächste zu Papier zu bringen, genauso groß.

00:05:13: Und es war wahrscheinlich vor Polina auch schon so.

00:05:16: Wie kommt man auf diese Idee?

00:05:19: Also, du bist ja... kein Klavierspieler oder Klavierstimmer.

00:05:24: Wie kamst du auf diese Idee und warum ist es die geworden?

00:05:26: Du hattest ja wahrscheinlich auch noch fünf andere im Kopf.

00:05:29: Es ist sehr unromantisch.

00:05:30: Es ist, als Schriftsteller zu arbeiten, ist Arbeit.

00:05:33: Es ist viel probieren, viel verwerfen auch, viel so tägliches Scheitern, an dem man versuchen sollte, sich zu erfreuen, weil es ganz zentral ist und zu dieser Arbeit dazugehört.

00:05:47: Und ich habe so ein bisschen das Glück, dass ich mich häufig beim Schreiben selbst in so eine Art Euphorie reinschreiben, in so einen verrückten Hochstatus und in dem Moment des Schreibens ist irgendwie super finde und dann erst am nächsten Tag merke, dass es eigentlich totaler Quatsch war und irgendwie bescheuert.

00:06:02: Und dadurch macht die Arbeit häufig im Moment Spaß.

00:06:06: Also ich schreibe wirklich gern.

00:06:07: Also ich bin niemand, der Angst vor einem weißen Blatt hat, sondern ich begreife so ein weißes Blatt, der ja als Geschenk.

00:06:12: Und über Polina, ich hab da so... drei, vier Jahre daran gearbeitet, da war es genauso.

00:06:19: Da habe ich gewusst am Anfang, dass ich über einen Musiker schreiben möchte, der sich dazu entscheidet, nicht zu spielen, obwohl er der größte Star seiner Generation sein könnte.

00:06:31: Also über jemanden, der in die Elbphilharmonie reinspazieren könnte, in Hamburg sich an den Vögel dort setzen könnte und sofort weltberühmt wäre und sich dazu entscheidet, das nicht zu tun.

00:06:43: Und ich fand die Idee in unserer heutigen Gesellschaft, in der ganz viel um Selbstdarstellung geht und auch gerade so im Kulturbetrieb ganz viel schlicht um Fame geht und darum, wie wichtig es ist, berühmt zu sein und wie man sich darstellt und gibt.

00:06:59: Und fand ich diesen Gedanken, dass jemand diesen ganzen Zirkus wieder steht und sich überhaupt nicht dafür interessiert, wie Leute ihn sehen oder ob er berühmt wird, weil er seine Musik ja auch für sich alleine hätte.

00:07:11: Das fand ich toll.

00:07:11: Ein Freund von mir hatte mal vor vielen Jahren den Satz gesagt, wann war Musik jemals etwas anderes als Zauberei?

00:07:20: Und das war so ein weiterer Satz, der steht heute auch so in dem Roman.

00:07:23: Danke an Jonathan in diesem Zusammenhang.

00:07:26: Und das war ein Satz, der mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist, als ich ihn gehört habe, über Jahre.

00:07:31: Und so als Schriftsteller ist so ein Satz, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht, manchmal auch ein guter Grund, die Arbeit an einem Roman zu beginnen.

00:07:42: Ja, total.

00:07:43: Das kann mir vorstellen, weil der Visor Nord Stern dann da steht und man weiß irgendwie, warum man das macht.

00:07:48: Als ich dir gerade so zugehört habe und du sagst drei bis vier Jahre, habe ich an diesem Roman gearbeitet, da fällt mir ein Satz ein, den wir gerade auf der Tour, auf der Podcast-Tour, auf der wir waren, gehört haben.

00:07:59: It's what you do in the dark that brings you into the light.

00:08:03: Und wahrscheinlich gilt das Für Schriftsteller und Schriftstellerin so sehr, weil wenn ich mir deinen Alltag vorstelle, dann ist der wahrscheinlich in Anfangstrichen ganz viel in the dark, sprich alleine in deinem Zimmer, am Schreibtisch, keiner guckt zu, keinen Applaus, kein Scheinwerferlicht und dann taucht man alle Jubeljahre ins Licht auf und muss sich daran dann wahrscheinlich auch erst mal gewöhnen, weil man so viel Zeit in the dark verbracht hat.

00:08:28: Kannst du was mit dem Satz anfangen und wie sieht so ein Alltag eines Schriftstellers aus?

00:08:34: Das Interessante an dem Satz ist, dass er so klingt, als wäre The Light das Gute.

00:08:38: Das stimmt.

00:08:39: Und beim Arbeiten als Schriftsteller ist das Schreiben.

00:08:41: Also für mich jedenfalls das Schöne.

00:08:42: Ich würde, glaube ich, komplett auf Promotion und Lesungen und Interviews verzichten, wenn ich könnte.

00:08:51: Weil ich häufig danach denke, ich habe was Falsches gesagt, ich habe auch Angst missverstanden zu werden.

00:08:57: Die Nähe zu den Menschen ist fast immer schön.

00:09:00: Aber in einem von tausend Fällen ist sie auch irgendwie seltsam.

00:09:05: Und das sind die Momente an die man sich erinnert.

00:09:08: Das wirst du vermutlich kennen.

00:09:10: Und ich bin ein Schriftsteller.

00:09:13: Man wird ja nicht Schriftsteller sein.

00:09:14: Ich schreibe Bücher.

00:09:16: Ich wollte jetzt gerade sagen, ich bin Schriftsteller geworden, aber es klingt ja so ein bisschen so, als wäre das eine Identität.

00:09:22: Und das ist es für mich gar nicht.

00:09:24: Ich schreibe halt... Bücher und sie werden glücklicherweise gerade gelesen.

00:09:28: Aber ich mache das, weil ich wirklich auch gerne alleine bin.

00:09:32: Weil ich gerne alleine bin und weil ich gerne mit den Figurenzeit verbringe, die ich mir ausdenke, weil ich mich mit den sicher fühle.

00:09:39: glücklicherweise, glaube ich, merkt man mir das nicht so an, wenn ich auf der Bühne bin.

00:09:43: Und das liegt doch daran, dass es schwierig ist, ein glückliches Leben zu führen, glaube ich, wenn man so ein Schriftsteller ist, der schlicht darauf angewiesen ist, dass er auch Lesung macht, weil ich ihn sonst keiner wahrnimmt.

00:09:54: Ich tricke es mich aus, indem ich in so einer Art Personalschlüpfe eigentlich, indem ich mir selbst einrede, dass ich es eigentlich ganz cool finde.

00:10:02: Und dann geht es.

00:10:03: und ein ganz großer Punkt ist, dass ich mache nach wie vor viele Lesungen in den Buchhandlungen.

00:10:07: Und die mache ich vor allen Dingen, weil ich den Buchhändlerinnen und Buchhändlern unendlich dankbar bin, dass ich dieses Leben führen darf.

00:10:14: Weil die sind der Grund dafür, dass Menschen diese Bücher kaufen.

00:10:18: Weil sie da stehen und erklären und an meiner Stadt aufzählen, um was es geht in diesem Roman.

00:10:25: Und jetzt, wenn dieses Jahr rum ist, dann habe ich von heute aus gesehen noch viele Lesungen gemacht.

00:10:32: Wir machen so... auch wirklich coole musikalische Lesung, wo ich zusammen mit dem Konzert Pianisten auf die Bühne gehe und da haben wir noch eine große Tour jetzt im Herbst.

00:10:40: Die liebe ich unter anderem, also zwei Gründen, weil Florian Christl, der Pianist, ist wirklich toll, aber das Tolle ist auch, ich muss die Hälfte der Zeit, bin ich eben nicht im Licht, sondern die Hälfte der Zeit gucken die Leute Florian an und ich denke auch immer, es ist eigentlich viel interessanter, was er da an Flügel macht als meine Lesung.

00:10:57: Und wenn das vorbei ist dieses Jahr, dann freue ich mich darauf, dass ich einfach nur zurückschlüpfen kann in meine eigene kleine Dunkelheit, die aus einem harten Zürbenholztisch besteht, der sehr unspektakulär ist und hoffentlich die Arbeit beginnen werde an einem weiteren Buch.

00:11:14: Ja, spannend.

00:11:15: Und wenn du so sagst... Ich bin ja nicht einfach Schriftsteller geworden, das ist ja keine Identität.

00:11:20: Dann ist ja trotzdem die Frage, die hat Lea sich zum Beispiel gestellt, als ich erzählt habe, dass ich mit dir spreche, die hat meine Mutter mir gestellt.

00:11:27: So, woher weiß man, dass man es kann?

00:11:31: Weil jetzt kann man sagen, man weiß, dass man es kann, wenn man das erste Mal dann ein Buch veröffentlicht und das die Leute lesen wollen.

00:11:37: Aber... War das schon immer so, dass wenn du ein weißes Blatt Papier in die Hand bekommen hast, hast du gerne losgeschrieben?

00:11:44: Also ich zum Beispiel kann über mich sagen, ich hatte deutsche LK, ich hatte Deutsch immer als Lieblingsfach.

00:11:50: Ich habe es geliebt, Gedichte zu schreiben.

00:11:52: Ich bin jetzt keine Schriftstellerin geworden, aber ich wusste schon früh, dass ich eine Affinität für Sprache habe, anders als für Mathe oder so.

00:11:59: Und wie war das bei dir?

00:12:01: Also, bevor ich angefangen Promaner zu schreiben, habe ich zehn Jahre für den Spiegel gearbeitet.

00:12:07: als Reporter und dieser Arbeit als Journalist wollte ich machen, weil mich so das Geschichten erzählen interessiert hat.

00:12:14: Und ich glaube, das ist etwas, was uns auch auszeichnet als Menschen und in einem gewissen Aspekt auch zu Menschen macht, dass wir nicht nur dadurch leben, was wir als Individuum so erleben und denken, sondern dass unser Alltag auch ganz stark davon geprägt ist, was wir uns gegenseitig für Geschichten erzählen und über uns selbst.

00:12:35: Das fasziniert mich bis heute.

00:12:36: Manchmal sagt meine Frau zu mir, pass auf, welche Geschichte du dir über dich selbst erzählst, wenn ich einen ganz interessanten war.

00:12:43: Um Geschichten konstituieren einfach unsere Wirklichkeit.

00:12:45: Also was ist ein Staat, was ist eine Religion, was ist Liebe, das sind am Ende alles Geschichten.

00:12:50: Das finde ich spannend.

00:12:52: Und als Reporter habe ich gemerkt, was für Kraft Geschichten haben.

00:12:56: Also ich war mit Zeit lang für den Spiegel in Krisengebieten unterwegs und in Afghanistan zum Beispiel, das muss man sich überlegen, wir haben zwanzig Jahre lang als westliche Mächte versucht, dieses Land zu gewinnen, in dem wir ihn erzählt haben.

00:13:11: Toleranz und Sekularität und Bildung für alle ist besser als das, was ihr macht.

00:13:17: Und wir haben zwanzig Jahre gebraucht, um diese Geschichte zu erzählen.

00:13:20: Und dann haben sie in einem Tag dieses Land zurückerobert mit einer Geschichte, die lautet, wir sind die Krieger Gottes und das ist unser Land.

00:13:29: Und ich finde, das ist diese Kraft der besseren Geschichte.

00:13:35: Die fand ich immer toll.

00:13:36: Und dann habe ich, als ich so Mitte Ende zwanzig war, habe ich beim Spiegel aufgehört und habe noch mal studiert.

00:13:43: Das hatte ich vorher nicht gemacht.

00:13:44: Das hatte sich irgendwie in meinem Leben nicht ergeben.

00:13:46: Und ich wollte noch mal an die Uni gehen und habe so ein bisschen rumgeguckt, wie das so ist, akademisch zu arbeiten.

00:13:51: Und dann habe ich nach einem Jahr gemerkt, dass es könnte anderen mit Sicherheit besser als ich.

00:13:56: Und dann wollte ich bei der Frau sein, die ich damals geliebt habe und die Frau war Schauspielerin in Wien.

00:14:03: Und ich wollte aber eigentlich zurück zum Spiegel.

00:14:05: Und der Spiegel war sowieso sauer.

00:14:07: Er war

00:14:07: aber nicht in

00:14:07: Wien.

00:14:08: Genau, der Spiegel sitzt damals für mich in Hamburg.

00:14:11: Da ist die Redaktion, also die haben auch eine große Redaktion in Berlin, aber ich war damals in Hamburg.

00:14:15: Und die waren eh schon ein bisschen sauer, dass ich gekündigt hatte und nach Cambridge gegangen war zum Studieren.

00:14:19: Und dann haben sie gesagt, okay, wenn du zurückkommst, dann musst du aber auch zurückkommen.

00:14:22: Und was damals gezogen hat beim Spiegel.

00:14:26: Als Grund für eine Auszeit war entweder man bekommt ein Kind, das war irgendwie nicht drin bei mir, und das Zweite war, man schreibt ein Buch.

00:14:35: Und dann habe ich aus Verlegenheit, weil ich bei der Frau sein wollte in Wien, habe ich meinen ersten Roman angefangen.

00:14:42: Eher so, weil ich dachte, jetzt muss ich es wenigstens versuchen, vor dem Hintergrund, dass ich beim Spiel gesagt habe, ich muss jetzt einen Roman schreiben.

00:14:51: Und da habe ich relativ schnell gemerkt, dass mir das ... Freude bereitet und das mich das erfüllt, dass ich, wenn ich das tue, das Gefühl habe, ich tue das, was ich tun sollte.

00:15:03: Ich glaube, darauf sollte man hören.

00:15:07: Wenn ich so die Menschen beobachte, in meinem Alltag, die glücklich sind, dann sind das Menschen, die es irgendwie geschafft haben, das tun zu können, was sie erfüllt und was sie tun möchten.

00:15:18: Und ich habe damals nicht gedacht, dass ich irgendjemand dafür interessiert.

00:15:22: was ich schreibe und hatte das Glück, dass es dann aber tatsächlich so war.

00:15:26: Also der erste Ding ist der Club und der wurde gelesen.

00:15:30: Und

00:15:31: natürlich auch gelesen.

00:15:32: Und dann bin ich da so tatsächlich so ein bisschen reingerutscht.

00:15:35: Und ich bin sehr, sehr dankbar dafür.

00:15:37: Ja, also wenn ich dir zuhöre, bin ich fast ein bisschen neidisch.

00:15:40: Also ich bin auch sehr glücklich mit meinem Leben und weiß auch, was es für ein Geschenk ist, was du beschreibst, dass man das findet, was ein wirklich... glücklich macht, beruflich, weil das ja gar nicht so einfach ist.

00:15:51: Und ich erinnere mich noch so an so Jobberatung nach der Schule und dann kommt da irgendwas raus und du denkst so, puh, weiß jetzt nicht, ob ich Landschaftsgärtnerin sein möchte.

00:16:00: Und insofern habe ich ja mir mit dem Book Club zumindest einen kleinen Traum erfüllt, weil ich einfach Bücher in meinem Leben haben wollte.

00:16:07: Aber ich kann mir so gut vorstellen, dass wenn man eigentlich es als okay, ich muss jetzt ein Buch schreiben, weil habe ich jetzt gesagt und dann fängt man an und dann merkt man, boah, das macht mir richtig Spaß.

00:16:17: und dann.

00:16:18: kriegt man es auch noch zu Ende und dann liest es auch noch jemand und plötzlich geht im Kopf so eine Tür auf aus, das könnte ich ja weiterhin machen.

00:16:25: Das muss ja schon ein großer Moment gewesen sein.

00:16:27: Das war groß.

00:16:28: Es ist auch, ich glaube, in jedem Roman für mich liegt auch immer die Gefahr, den Verstand zu verlieren.

00:16:34: Ich erinnere mich da in Wien, da gibt es ja so unfassbar heiße Sommer.

00:16:38: Und diese Frau von damals, die hat es irgendwie ganz schön krachen lassen und hat so einen ehemaligen Kutschenstall gemietet, in dem wir gewohnt haben im neunten Bezirk.

00:16:48: Und ich lag irgendwann, als ich den Roman fast zu Ende geschrieben hatte, im Sommer nachts bei thirty-fünf Grad auf dem Beton dieses Kutschenstalls und dachte so, die Figuren sind alle so echt in meinem Kopf.

00:17:01: Ich glaube, ich dreh durch.

00:17:03: Und das habe ich immer noch.

00:17:04: Also, man muss sich dem hingeben, man muss sich einfach, glaube ich, damit abfinden, dass man so die Welt der Fantasie betritt und dass man dadurch auch leicht mit Schuhe wird.

00:17:18: Und ich finde es großartig.

00:17:20: Also, es wird einem ja sehr viel durchgehen lassen als Schriftsteller.

00:17:24: Also, man hat ja praktisch die Lizenz so ein bisschen.

00:17:29: mich schurke zu sein und das ist super weil also das war ich glaube ich vorher schon beim spiegel und da jetzt

00:17:35: jetzt hast du eine offizielle legitimation jetzt

00:17:37: habe ich die offizielle lizenz.

00:17:39: und und ich denke halt häufig dass diese anerkennung die man bekommt wenn man in eine kleine buchhandlung geht in ich war jetzt jüngst in in feldkirch das ist so im dreiländer eck lichtenstein schweiz österreich

00:17:54: studiert

00:17:56: und da gibt es eine Buchhändlerin, die da in Feldkirch in so einer ganz kleinen, unabhängigen Buchhandlung einen unfassbaren Job macht und da eine Lesung gemacht hat.

00:18:07: und normalerweise ist das so, wenn du in so eine Kleinstadt kommst, dann denkst du so, okay, das sind jetzt dreißig Leute und es wird ein bisschen zäh vielleicht und so.

00:18:13: Und das gehört dazu und das ist auch oft sehr, sehr schön, weil es dann intim ist.

00:18:18: Aber Judith hat in den Feldkirch einfach einen Schwimmbad gemietet und dann saßen Hundert neunzig Leute in diesem leeren Schwimmbad, wo das Wasser rausgelassen wurde und ich saß am Beckenrand.

00:18:31: Und ich habe vor allen Dingen gedacht, ich wünsche jedem Menschen auf der Welt einmal diese Anerkennung.

00:18:39: für die Arbeit.

00:18:40: Und ich mache nun auch noch etwas, was völlig irrele Wand ist.

00:18:43: Also, jeder Ärztin, jedem kassierer bei all Natura, der irgendwie dafür sorgt, dass ich mir Tomat aufs Brot legen kann, wünsche ich diese Anerkennung.

00:18:54: Und sie wird zu vielen Leuten einfach verwährt, weil vieles als selbstverständlich angesehen wird.

00:18:59: Und dass ich zufälligerweise gemerkt habe, ich kann einen Beruf machen.

00:19:04: der dazu führt, dass ich überschüttet werde mit dieser Anerkennung, ist schon etwas, wo ich einfach sehr froh darüber bin und dankbar.

00:19:14: Also das kann ich sehr gut verstehen.

00:19:15: Ich glaube, du unterschätzt, aber wenn du sagst, es ist irrelevant, was ich tue.

00:19:21: Welche Wirkung und welchen Wert Geschichten haben, in die man sich flüchten kann, in Zeiten, wo das Narrativ so negativ ist wie jetzt gerade, weil.

00:19:32: ich habe vorhin ein Interview geführt mit unserem neuen Digitalminister und der meinte, wenn ein Land kollektiv morgens aufwacht und das Gefühl hat, Wir schaffen es sowieso nicht mehr.

00:19:44: Dann kannst du noch so viele Ideen, noch so viel Energie alles aufbringen, um zu sagen, los geht's, dann macht halt einfach keiner mit.

00:19:52: Und wenn man es irgendwie schafft, dass die Menschen die Hoffnung nicht verlieren, wenn sie das Gefühl haben, es gibt auch noch das Schöne in der Welt.

00:19:59: Und jetzt kann man das natürlich nicht herbeireden, das Schöne, wenn es jetzt nicht wirklich da ist.

00:20:02: Aber ich glaube, das Besondere an Büchern wie deinen und vor allen Dingen für Polina ist, dass du Einfach auch mal eine Pause von den negativen Gedanken kriegst.

00:20:12: Du hast irgendwie das Gefühl, du hast so eine andere Welt, in die du mal gehen kannst.

00:20:16: Und ich glaube, die Macht der Geschichten, was du eben gesagt hast, die ist wahrscheinlich heutzutage wichtiger denn je.

00:20:21: Es gibt sehr viele Gründe, warum man irgendwie sich ins Private zurückziehen kann.

00:20:26: Krieg.

00:20:27: Trump irgendwie eine politische Leinschaft, die den Menschen Angst macht.

00:20:32: Aber wenn man das alles bei Lichte betrachtet, dann gibt es auch ganz viele Gründe zur Hoffnung.

00:20:38: In diesem Land, also ich war für den Spiegel, war ich wirklich auf der ganzen Welt.

00:20:43: Ich war in Irak, ich war in Afghanistan, ich war in Libyen, ich war in Mexiko im Drogenkrieg, ich war in Belize, ich war in Russland, ich war in der Ukraine im Krieg, ich habe wirklich viel Leib gesehen.

00:20:53: Und uns geht so unfassbar gut.

00:20:55: Keiner von uns muss heute Abend Angst haben, dass ein Antgranater durchs Zimmer fliegt.

00:20:59: Und ich glaube, Polina, dieser Roman, ist nicht eine Flucht davor, wie schlecht es uns geht, sondern ich glaube, Polina hilft es uns.

00:21:13: Also mir selber tatsächlich, weil ich auch ständig frustriert bin.

00:21:16: Also da bin ich tatsächlich total der Klischee-Künstler, dass ich verzweifle irgendwie an der Gegenwart.

00:21:23: Und diese Geschichte ist so hoffnungsvoll und erzählt davon, wie wir besser durch den Tag kommen, wenn wir uns zusammenreißen und uns daran erinnern, was wir haben und versuchen, der Welt zu zeigen, was wir tun können anstatt der Welt zu erzählen, was uns davon abhält.

00:21:42: Das ist eigentlich das, wovon dieser Roman handelt.

00:21:45: Es wird nie gesagt, interessanterweise, weil es auch so ein bisschen unzeitgemäß ist, weil es so ein bisschen dieses Kokey irgendwie pull yourself together and make it work, ist nicht ganz so soft wie vieles, was ich sonst so höre im Moment.

00:22:00: Aber ich hab das Gefühl, es ist alle Verstehendes.

00:22:03: Weißt du?

00:22:04: Nein, es ist genau das Gefühl, was nachgewirkt hat, nachdem man's gelesen hat.

00:22:09: Und das Tolle ist ja ... für mich, dass hinten im Roman meine E-Mail-Adresse drinsteht und dass mir Menschen schreiben, was das Buch mit ihnen macht und was der Roman für sie bedeutet.

00:22:23: Und etwas, wo ich nicht mitgerechnet habe, und das war überhaupt nicht meine Absicht, weil ich habe den Roman nicht mit einer Botschaft geschrieben, sondern ich wollte einfach eine Geschichte erzählen.

00:22:32: Das ist die Geschichte, die über rausgekommen ist.

00:22:34: Aber mir schreiben die Menschen, dass diese Idee, dass man so viel schaffen kann, wenn man es wagt und dass so viel möglich ist, wenn man ein bisschen Hoffnung zusammenraft, dass sie das übertragen in ihr eigenes Leben.

00:22:51: Und das ist so toll und rührend, davon lesen zu dürfen.

00:22:56: Dass so ein Buch tatsächlich ganz klein natürlich nur, aber etwas verändert in dem Leben von manchen

00:23:04: Menschen.

00:23:04: Total.

00:23:06: Wie viel liest du selber so?

00:23:09: im Alltag, im Urlaub am Wochenende.

00:23:12: Ich

00:23:12: glaube, mir geht es genauso wie allen, dass ich das Gefühl habe, ich lese zu wenig.

00:23:17: Aber ich glaube gleichzeitig auch, es ist tatsächlich, das Lesen ist tatsächlich das Klingelschleifen des Schriftstellers.

00:23:24: Also ich lese viel mehr während der Arbeitszeit als die meisten Menschen.

00:23:33: Also ich interessiere mich dafür, was gerade so ... das coole Neue ist.

00:23:38: Also ich habe jetzt diesen Lazar von Neilio Biedermann.

00:23:41: Da war ich total fasziniert davon, dass ich so ein Wunderkind gehen wollte.

00:23:44: Ah, der liegt auf meinem Nachtisch.

00:23:45: Finde ich schon sehr gespannt.

00:23:47: Ja, also der ist schon sehr begabt.

00:23:49: Mit Zweiundzwanzig.

00:23:50: So abzuliefern.

00:23:51: Mit Zweiundzwanzig hat ich andere Sachen im Kopf.

00:23:53: Und dann lass ich mich auch tatsächlich immer wieder davon im Alltag so wegtragen, wozu, glaube ich, Romane in Teilen auch geschaffen sind, dass sie einen Einblick geben in eine Welt, die erst mal nicht die eigene ist.

00:24:06: Also, wie denkt eine isländische zwanzigjährige oder welche Geschichten werden eigentlich gerade?

00:24:16: erzählt aus der Gruppe Tunesischstämmiger Migranten in Schweden.

00:24:22: Das ermöglicht in einem Jahr Bücher, im Grunde genommen zu reisen in die Köpfe von anderen Menschen.

00:24:28: Und ich glaube schon auch, dass ein Schriftsteller steht auf dem Fundament, das er sich angelesen hat.

00:24:36: Und deswegen versuche ich zu lesen, weil ich glaube, da ist hoffentlich noch ein bisschen Luft nach oben.

00:24:40: Was ist dein absolutes Lieblingsbuch All Time und aktuell?

00:24:46: Also, auf All Time, ich bin ein wirklich großer Bewunderer und Anhänger von Donna Tart, die leider nur drei Romane geschrieben hat, nämlich The Secret History, The Goldfinch und Little Friend, wobei Little Friend so ein bisschen rausfällt, das hat mich nicht so begeistert.

00:25:04: Und Secret History hat sie Mitte zwanzig geschrieben, erzählt, hat vermutlich hoffentlich jeder gelesen, wenn nicht, dann kann man... diesen Menschen, der es nicht gelesen hat, nur Glück wünschen, weil es ein großartiges Leseerlebnis erzählt von so einem Liberal Arts College in New England in Vermont und wieder eine Gruppe junger Menschen zu mördern wird.

00:25:25: Das steht auf der ersten Seite, das heißt, ich nehme da nichts weg.

00:25:28: Und wie Dona Tart es schafft, Charaktere zu beschreiben, das finde ich meisterhaft und ich würde mir sehr, sehr wünschen, wenn sie noch ein Buch schriebe, das letzte ist glaube ich vierzehn Jahre her, also sie wäre jetzt mal wieder dran.

00:25:39: Normalerweise lässt sich so zehn Jahre Zeit.

00:25:41: Sie wär mal wieder dran.

00:25:44: Und so ein, also ich versuche möglichst viel Zeit in Buchläden zu verbringen, weil die Buchhändlerinnen und Buchhändler einfach leidenschaftliche, fantastische Leute sind, die immer irgendwie interessante Sachen zu erzählen haben und eigentlich auch sagen können, was gerade wirklich hort ist und was man lesen sollte.

00:26:05: Und ich war jüngst in London und bin so ein großer Waterstones-Liebhaber.

00:26:11: Waterstones ist so eine Buchhandlungskette aus England, die ganz, ganz toll gemacht ist.

00:26:17: Gehe ich immer gerne hin.

00:26:19: Und die haben so ein Tisch, da stehen nur Novellen drauf.

00:26:23: Und ich lese auch sehr lange Bücher, also Secret History von Dona Tatis ist sieben Monate seitenlang.

00:26:29: Aber ich finde die Idee, so ein Buch in die Hand zu nehmen und sich in den Park zu setzen und es durchzulesen, finde ich irgendwie ganz verführerisch.

00:26:41: Und auf diesem Novellentisch lag ein Roman, der heißt oder eine Novelle, die heißt Magma von einer Autorin aus Island, die heißt, ich hab's mir hier... hingelegt.

00:26:52: I hear lives dort here.

00:26:54: Und sie erzählt die Geschichte einer toxischen Beziehung.

00:26:58: Ganz einfach.

00:26:59: Nur das.

00:27:00: Eine junge Frau aus Island.

00:27:02: Und dieses Buch hat auf großbedruckten Hundertfünfzig Seiten, die ich atemlos in einem Park in London gelesen habe, hat die Kraft gehabt, mir zu erzählen, wie so was passieren kann.

00:27:18: dass man in so einer toxischen Struktur landet und bleibt.

00:27:22: Und hat mir vor allen Dingen so eine sehr weibliche Perspektive darauf eröffnet, die ich als Mann nicht hätte einnehmen können, ohne diese Novelle gelesen zu haben.

00:27:33: Und das hat mich total beeindruckt.

00:27:35: Das ist nicht übersetzt auf Deutsch.

00:27:38: Ich wünschte irgendjemand würde es machen.

00:27:40: Ich würde es sofort machen, aber ich bin der falsche Autor dafür.

00:27:43: Vielleicht hört hier jemand zu.

00:27:45: Ich glaube, das wäre ein totaler Hit.

00:27:47: Und war auch so, also im angelsächsischen Raum war das auch ein super Hammer.

00:27:52: Also Magma, so wie Lava.

00:27:56: Das hat mich total begeistert und mitgenommen.

00:28:00: Ja, also wenn du sagst so, siebenhundert Seitenbücher, ich hab Demon Copperhead gelesen in den Sommerferien.

00:28:05: Das ist ja auch

00:28:06: dick.

00:28:07: Aber das ist auch so ein Buch, wo man auch wirklich denkt.

00:28:11: Wie kann man so eine Geschichte auch so entwickeln, dass die über so lange Zeit dann so trägt?

00:28:17: Ich hab immer gedacht, so wie wusste irgendwie die Autorin.

00:28:21: am Anfang, als sie loschrieb, wie der am Ende sein würde oder andersrum.

00:28:25: Also weiß ich auch nicht, hat mich total fasziniert.

00:28:27: Also diese dicken Bücher, die sind ja abschreckend für viele, weil man zurecht irgendwie gar nicht weiß, wie soll man lesen, überhaupt in seinen Alltag integrieren.

00:28:35: Aber ich kann nur sagen, keine Angst vor dicken Büchern, die ziehen einen natürlich auch wirklich rein.

00:28:40: Wobei du jetzt natürlich mit Magma das Gegenbeispiel aufgemacht hast.

00:28:43: Sie können auch kurz sein.

00:28:45: Was vielleicht noch zu der Frage führt, welcher Klassiker lohnt sich?

00:28:50: Deiner Meinung nach heute noch für jede Generation.

00:28:53: Also zum Beispiel ist ja gerade The Great Gatsby auf Deutsch übersetzt nochmal rausgekommen zum hundertjährigen Jubiläum.

00:29:00: Ist mir wahnsinnig empfohlen worden, weil man ja eigentlich denken würde, hey, das auf Deutsch lesen macht ja eigentlich keinen Sinn, aber das hat eben dann noch so ganz viele historische Verweise und Einordnungen und so, die eben dann es nochmal wieder besonders machen.

00:29:13: Aber was gibt es noch für so ein Klassiker, wo du sagst, holt den mal wieder raus?

00:29:19: und lest den auch vielleicht noch mal.

00:29:21: Also ein Roman, den mir jüngst Juli C. empfohlen hat, auf die man eigentlich immer hören sollte, weil sie die schlauste Schriftstellerin ist, die wir haben, ist East of Eden von Steinberg, den ich nicht gelesen hatte, weil er so dick ist.

00:29:34: Ich hatte irgendwie die dünneren Steinbergsachen gelesen und das erzählt so eine Familiengeschichte, so eine Brüdergeschichte in den Vereinigten Staaten, so in den Zeiten des Bürgerkriegs.

00:29:47: Und das ist schon faszinierend, wie Steinberg das schafft, eine Geschichte mit so einer erzählerischen Wucht zu erzählen, die so wirkt, als wäre sie gestern geschrieben worden.

00:29:57: Also ich glaube, wenn er das heute schreiben würde, würde er damit einfach nächstes Jahr am Pulitzer gewinnen.

00:30:02: Das ist schon wirklich brillant gewesen.

00:30:04: Es ist auch ein ausgeruhtes Buch und man muss es ein bisschen illegaler erzählen, natürlich.

00:30:10: Weil schlicht Eltern, die Leute haben sich früher mehr Geduld, glaube ich, als wir heute.

00:30:16: Weniger Ablenkung.

00:30:17: Beim

00:30:17: Lesen von solchen dicken Büchern, dass man sehr, sehr schnell, das ist ja das Tolle an unserem Gehirn, dass man sich da wieder reingrooft und dann gewöhnt, dass man diese Konzentration aufbringt.

00:30:30: Und so ging mir das auch.

00:30:31: Und das hat mich sowohl so in dieser ... Erzähl Lust, also der will auch einfach gute Stories erzählen.

00:30:39: und dann in dieser epischen biblischen Bedeutung, die da drinsteckt, weil er ganz viele Bibelmotiver aufgreift, das hat mir schon sehr gut gefallen und da bin ich dir, Juli, falls du zuhörst, auch sehr, sehr dankbar für.

00:30:52: Genau.

00:30:53: Und da kann man dann auch unter Leuten und über Menschen gleich hinterherlesen.

00:30:57: Oder auch alles, was sie sonst geschrieben hat.

00:30:59: Also da geht uns der Stoff nie aus.

00:31:02: Vielleicht letzte Frage, Takis.

00:31:03: Du hast gesagt, ab nächsten Jahr sitze ich dann wieder im Dunkeln und sitze an meinem nächsten Buch und freue mich, dass ich mal wieder meine Ruhe hab.

00:31:12: Was legst du da so für einen Maßstab für dich selber an?

00:31:15: Gibst du dem Ganzen einen Zeitraum und sagst ... Die nächsten zwei Jahre schreibe ich jetzt an meinem nächsten Buch.

00:31:21: Lässt du das komplett offen, wie lange es dauert?

00:31:23: Wie gehst du so was an?

00:31:26: Gar nicht.

00:31:27: Also, ich gehe das an, indem ich hoffe, dass mir was einfällt und darauf versuche, zu vertrauen.

00:31:34: Und das Interessante ist, für Polina war wirklich erfolgreich jetzt.

00:31:39: Das Gott, das war Platz eins, der Spiegelbesterliste und die Filmrechte sind... Wie

00:31:45: viele Bücher verkauft man da?

00:31:46: Darf man das sagen?

00:31:47: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

00:31:50: Also genug.

00:31:53: Und das Faszinierende ist, dass ich gedacht hätte, als ich von so einem Erfolg geträumt habe, dass das beruhigend wirken würde.

00:32:01: Dass ich so denken würde, jetzt muss ich keine Angst mehr haben, dass irgendjemand nicht anerkennt, dass ich ein Schriftsteller bin.

00:32:11: Jetzt ist meine Miete bezahlt und so weiter.

00:32:14: Und nichts davon ist eingetreten.

00:32:15: Sondern ich hab das Gefühl, jetzt muss ich ein richtig gutes Buch schreiben, um zu beweisen, dass...

00:32:23: Dass ich es wirklich kann.

00:32:24: Genau.

00:32:25: Dass Paulina nicht einfach ein Ausreißer war.

00:32:27: Und da bin ich ganz froh darüber.

00:32:29: Ich bin ganz froh darüber, weil ich glaube, so ein bisschen Zweifeln gehört zum Arbeiten dazu.

00:32:35: Ich glaube, schreiben ist vor allen Dingen Zweifeln und sich entscheiden.

00:32:40: und tief graben und irgendwo, wenn man ganz tief im Dunkeln gegraben hat, was zu packen, was einem wirklich wichtig ist und versuchen, dass so gut es geht, anderen Menschen mitzuteilen.

00:32:54: Und ich glaube, dafür muss man immer ein bisschen was riskieren und man muss immer etwas geben.

00:32:59: Wenn das aufhört, dann schreiben die Leute langweilige Bücher.

00:33:03: Und leider, Gottes passiert das ja mit erfolgreichen Schriftstellern ab und an.

00:33:08: Und die großen Zweifler, zum Beispiel Juli, die einfach nicht aufhören, irgendwie mit jedem Buch alles zu geben, die schaffen es, uns mit jedem Buch zu begeistern.

00:33:22: Und das heißt, diese Unsicherheit, die ich jetzt spüre, ist eine unsicherheitliche Versuche zu umarmen.

00:33:30: Das ist sehr schön.

00:33:32: Das können wir, glaube ich, gut auf unsere jeweiligen Lebensumfelder übertragen.

00:33:36: Das Zweifeln dazugehört und das Erfolg nicht unbedingt heißt, dass man danach nicht wieder an der Startlinie steht und überlegt, wie man die Strecke, die vor allem liegt, schafft.

00:33:46: Tackes vielen Dank, dass du da warst.

00:33:48: Das war ein wunderschönes, sehr besonderes Gespräch.

00:33:51: Ich hoffe, es regt viele Menschen an, mehr zu lesen.

00:33:55: für Polina zu lesen, falls man es noch nicht gelesen hat.

00:33:58: Da geht es mir so wie das, was du über Donner Tat sagst.

00:34:01: Also ich beneide jeden, der noch nicht für Polina gelesen hat, weil ich weiß, was ihr da noch für ein wunderschönes Buch vor euch habt.

00:34:08: Wobei, ich denke mir auch so, ich habe es schon gelesen, ich könnte es auch noch mal lesen.

00:34:11: Also das ist auch so ein Buch, das kann man zweimal lesen, weil es einfach so schön ist.

00:34:15: Danke, dass du da warst.

00:34:17: Tausend Dank, Verena, und auch tausend Dank an deinen Book Club.

00:34:21: Ich hab auf ganz vielen Lesungen Leute von dir getroffen und hab mich jedes Mal gefreut.

00:34:25: Das waren immer gute Menschen.

00:34:28: Das freut mich sehr.

00:34:29: Alles Gute.

00:34:30: Merci.

00:34:35: Ja, das war sie, meine erste Solo-Folge.

00:34:38: Ich freu mich sehr auf euer Feedback, wie es euch gefallen hat.

00:34:41: Für mich war es sehr besonders.

00:34:43: Also, das war so richtig ... Ein Geschenk an mich selbst.

00:34:47: Quality Time in einem sonst sehr vollen Alltag.

00:34:52: Und wenn ihr jetzt nach diesem Gespräch Lust bekommen habt, mehr zu lesen, dann guckt mal bei Verenas Book Club auf Instagram vorbei.

00:34:59: Da lesen wir jeden Monat ein tolles Buch zusammen, empfehlen aber auch während des Monats viele Bücher.

00:35:05: Wer mir gerade schon gehört, Lazar von Nelio Biedermann, liegt auf meinem Nachtisch.

00:35:09: Große Empfehlung auf Von Takkes.

00:35:11: Dann lese ich gerade drei Meter dreißig von Jacqueline Scheiber.

00:35:14: Das habe ich auf unserer Fast and Curious Tour geschenkt bekommen.

00:35:18: Auch ein unglaublich tolles Buch.

00:35:20: Dann The Wealth Money Can't Buy von Robin Sharma.

00:35:26: Also so ein Must Read.

00:35:28: Moralspektakel von Philipp Hübel, lesen wir gerade im Book Club.

00:35:31: Also ihr seht, der Stoff geht nicht aus, den man lesen kann und der ein bisschen in andere Welten versetzt.

00:35:39: Ja, und nächsten Sonntag ist Lea hier wieder dran.

00:35:42: Und Donnerstag hören wir uns in unserer Hauptfolge von Fast and Curious.

00:35:46: Und jetzt wünsche ich euch alles Liebe und keep

00:36:01: reading.

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